„Very Peri“: Zartvioletter Strich mit dem Pantone-Pinsel

Was bedeutet "Very Peri"?

„Peri“ steht als Abkürzung für „Periwinkle“, das Immergrün. Die Blüten dieses halbhohen, immergrünen Strauches sind tatsächlich zartviolett. Violett ist zwar eine eigene Farbe im Spektrum, kann aber natürlich auch als die Mischung von zwei grundverschiedenen Tönen gesehen werden, die wir in den Grundfarben vorfinden: Rot und Blau. Während Rot als energetisch, hitzig und alarmierend gesehen werden kann, gilt Blau als ruhig, statisch und kühl. Je höher der Rotanteil im Violett ist, desto eher tendiert der Ton Richtung Magenta oder Purpur, je mehr Blau wir vorfinden, desto blauvioletter oder eher lila ist unser Farbergebnis.

Die Farbe des Jahres 2022 steht für den Wandel, dem unsere Welt aktuell unterworfen ist. Ein Wandel, der sehr viel schneller und intensiver daherkommt, als wir es für möglich gehalten hätten. Aber: „[…] Die Komplexität dieses neuen rötlich-violetten Blautons betont die umfassenden Möglichkeiten, die vor uns liegen“, so Laurie Pressman, Vice President des Pantone Color Institute. Die Idee ist also Kreativität. Wir sind durch die Krise kreativ geworden und möchten uns dies auch behalten. Das betrifft auch unsere Inneneinrichtung: Lila, Violett- und Magenta-Nuancen sollen positiv auf unsere kreativen Denkprozesse einwirken. Wir haben Lust auf eine neue Farbe, auf eine warme und freundliche Grundstimmung, die uns optimistisch in die Zukunft blicken lässt.

So ansprechend und bewegend dieser zarte Violettton ist: als Möbeldekor ist er nur schwierig einsetzbar. Wie gehen Schattdecor-DesignerInnen weltweit mit der Farbe um? Wie unterscheiden sich die Trends und wie kann „Very Peri“ dort eingebunden werden?

Akzente setzen

Für den Interiorbereich sehen wir „Very Peri“ in unterschiedlichen Lila-Nuancen. „Der Lilaton funktioniert sehr gut als Akzentfarbe z. B. bei Textilien, Dekorationszubehör, am Spiegel, in Beleuchtung, bei Geschirr, Wandgemälden und Tapeten. Tatsächlich sehen wir in unseren südamerikanischen Märkten aber auch violette Sofas, Beistelltische und Stühle“, so Elisa Toazza, Managerin Design, Marketing und Kommunikation bei Schattdecor Brasilien. „Wir glauben, dass dieser Farbton uns die Tür dafür öffnen könnte, andere Farben und Materialien zu kombinieren als wir es bislang gewohnt sind, wie z. B. warme Erdtöne, natürliche weiche Hölzer sowie bunte Marmor- und Metalloberflächen.“

Durch die Verwendung komplementärer Kontraste mit Ocker-, Orange- und Rottönen werden spannungsvolle Kompositionen erzeugt, die die Kraft haben, je nach Kombinationsfarben in Möbeln und Accessoires unterschiedliche Raumatmosphären von sanft bis lebendig zu erschaffen.

Wir sehen eine zeitlose Kombination unter der Devise „Timeless Office“. Wir haben Lila als inspirierende Komponente, Grautöne, die mit gelben und blauen Untertönen unter anderem in Polstermöbeln den offiziellen Charakter der Räume unterstreichen und gedämpftes Rot, das eine unaufdringliche Lebendigkeit erzeugt. Zusammen mit luftig-leichtem Sandstein, der durch seine feinen Poren eine sanfte Rauheit aufweist und Ursprünglichkeit sowie Geborgenheit vermittelt oder einer frischen, leicht blumigen und sanft verspielten Kastanie schaffen wir eine zeitlose Umgebung, in der es sich wunderbar arbeiten lässt.

Ein anderer Aspekt dieser Farbnuance wird herausgekitzelt, wenn wir sie mit funkelnden, metallischen Details kombinieren. Damit wird ein luxuriöser Trend kreiert, der im Nahen Osten schon lange aktuell ist – genauer gesagt seit den 90er-Jahren. Begüm Özdemir, Leitung Design, Marketing und Kommunikation am türkischen Schattdecor-Standort in Gebze, zeichnet ein glamouröses Bild für uns: „Stellen Sie sich einen Raum mit einem „Very Peri“-farbigen Samtsofa vor. Daran geschraubt sind Füße aus Chrom, daneben steht ein Sofatisch aus Marmor. Zu guter Letzt noch eine Leuchte aus Diamant-Imitat an die Decke: Et voilá!“

Die geschlossene Porenstruktur dunkler Tropenhölzer schafft durch ihren edlen Glanz eine elegante und luxuriöse Anmutung. Satte Beeren- oder Purpurtöne und tiefes Kobaltblau unterstreichen den prachtvollen Raumeindruck, der durch Metallicapplikationen abgerundet wird. Als Hölzer funktionieren dazu auch gut tabakfarbene Pinie oder ein dezenter Walnusston. Dadurch wird das Arrangement vielleicht weniger opulent, bleibt aber dennoch sehr edel.

Violett-Nuancen in Verbindung mit saftigen Grün- und vanilligen Gelb- und Cremetönen lassen das Interieur jugendlich und frühlingshaft wirken. Frische Akzente finden wir dann dank der Verwendung von natürlichen Nadelhölzern. Eine futuristische Anmutung bekommt das Ganze mit knalligen Bonbon-Farben und metallischen Oberflächen.

Also ist „Very Peri“ irgendwie ein Farbchamäleon?

Für Schattdecor-Designerin Elaine Herrmann ist „Very Peri“ wandelbar wie die moderne Welt. „Kombiniert mit aktuellen, gedeckten Farbtönen kann dieser Violettton im natürlichen, klassischen Einrichtungsstil ein Zuhause finden. Zusammen mit Beerentönen und Metallicakzenten aber ist ‚Very Peri‘ im Luxus-Bereich durchaus gut aufgehoben.“ Außerdem kann es hervorschimmernde lilafarbene oder graue Nuancen in bereits bestehenden Dekoren herauskitzeln und sie so in völlig neuem Licht erscheinen lassen.

Sicher ist „Very Peri“ keine Allerweltsfarbe. Und auch ein erstes Raunen quer durch alle Branchen angesichts der gestalterischen Herausforderung mag in erster Instanz nachvollziehbar sein. Aber: Durch feinfühlige und kluge Kombination kann aus diesem Ton viel mehr werden, als zuerst erwartet – und entlockt einem skeptischen Raunen vielleicht auch ein zufriedenes Brummen.