Cocooning Teil 2

Japandi verströmt pure Harmonie

Auch im zweiten Teil unserer Cocooning-Reihe richten wir den Blick auf einen Einrichtungstrend, welcher 2020/21 einen unerwarteten Boom erfuhr: Während Hygge 2.0 unseren Wohnraum mit warmer Gemütlichkeit durchflutet, stillt Japandi 2.0 unsere Sehnsucht nach Filigranem, nach aufgeräumter Klarheit, nach harmonischer Raumaufteilung, nach maximaler Funktionalität und Smartness sowie nach intelligent konzipiertem Stauraum.

Das Wort „Japandi“ ist eine Mischung aus „Japan“ und „Skandinavien“ und schafft eine prägnante, neue Stilistik: das Best-of aus klassischem Skandi-Design und traditionell japanischen Einrichtungsstilen.

Beide Ansätze verfügen über schlichte Schönheit und Eleganz in Kombination mit Wohnraumfunktionalität. Das unverwechselbare Farbspiel und seine Materialsprache ergeben sich im Japandi aus der Fusion skandinavischer Leichtigkeit mit japanischer Materialverliebtheit.

Japandi in a Nutshell #feelcomfyandcosy

Ausdrucksstarke, besonders natürliche Materialien setzen die Highlights. Es entsteht eine aufgeräumte, trotzdem grundwarme Atmosphäre – und die braucht man auch in Zeiten, in denen Arbeit und Schule ins eigene Zuhause, in den eigenen Kokon, miteinziehen. Warmes Wohlgefühl trifft bei Japandi auf strenge Ästhetik, die Lässigkeit Nordeuropas auf die reduzierte Stilistik des Ostens. Das Ergebnis ist ein schlichtes und trotzdem gemütliches Zuhause mit dem Fokus aufs Wesentliche.

Das neue Japandi

Japandi ging in der Vergangenheit äußerst sparsam und bewusst mit Deko um. Minimale Wohnlichkeit brachte dabei höchstens Skandi ins Japandi. Trotzdem durften Skandi-Accessoires, etwa Neonelemente oder handgefertigt anmutende Siebdrucke, lediglich Akzente setzen. Ruhige, helle, fast weiße Hölzer gaben dagegen den Ton an.

Im Jahr 2021 veränderte sich der Japandi-Trend. Zwar fordert er weiterhin eine möglichst klare Haltung, mit der er innere und äußere Aufgeräumtheit unterstützen will, aber neuerdings sind Accessoires ausdrücklich erlaubt! Eine Kuscheldecke, eine handgemachte, hochwertig strukturierte Vase oder Tasse, handgearbeitete Lieblingsstücke mit Aspekten von Nachhaltigkeit oder Regionalität: Ausgewählte Dinge von persönlichem Wert machen das Zuhause zum Wohlfühlort, verströmen Kraft und Klarheit. In ihrem Wesen dürfen sie auch unperfekt sein, um im gemeinsamen Arrangement eben doch perfekt zu sein – hier tritt das japanische Wabi-Sabi-Prinzip zutage.



Wabi-Sabi ist ein japanisches Ästhetikkonzept: Das Unvollkommene des Natürlichen – etwa die Alterung von Gegenständen durch Witterung oder Gebrauch – wird als perfekt und ästhetisch vollkommen angesehen. Das traditionelle, japanische Handwerk greift diese Ästhetik auf.


Raumstrukturierung

Multifunktionale Möbel versöhnen im Japandi 2.0 Homeoffice mit Freizeit. Leicht wirkende, lautlos verschiebbare Shōji-Raumteiler passen da gut ins Konzept. Sie orchestrieren Raumwirkung bzw. -größe und schmiegen sich flexibel an die Bedürfnisse der BewohnerInnen.

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Japandi-Formen, -Materialien und -Farben

Organische Formen treffen bei Japandi auf Geradlinigkeit und Geometrie. Dabei halten die stilgebenden Materialien verlässlich Bezug zur Natur: Bambus, Papier, Steingut, Massivholz, Wolle, Leder.

Das Nachkrisen-Japandi hat an seiner Materialsprache gefeilt und kombiniert nun Holz, Metall und Textil. Helle Hölzer stellen dabei weiterhin die stilechte Grundatmosphäre her, allerdings öffnet sich ihr Farbschema von vorher sehr hellen Holztönen, viel Weiß und Pastelltönen hin zu wärmeren, gleichsam honigfarbenen Holztönen.

Magnolia

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Magnolia: Das helle Dekor Magnolia schafft mit natürlichem Detailreichtum Authentizität im Wohnraum. Seine Unregelmäßigkeit bezeugt seine Natürlichkeit.

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Holz bei Japandi

Apropos! Hölzer übernehmen bei Japandi eine wichtige Rolle. In ihren Eigenschaften bleiben sie weiterhin eher ruhig, haben jedoch etliche authentische Merkmale hinzugewonnen. Zum Beispiel sind die Oberflächen nun stärker strukturiert, die Poren schön griffig. Im Trend liegen verstärkt Dekore mit einer gewissen, rustikalen Natürlichkeit, fast schon Rohheit. Sogar geseifte Oberflächen sind hier neuerdings vorzufinden. Je nach Oberflächenbearbeitungstechnik kann sich Japandi zu einem optischen oder haptischen Erlebnis entwickeln.

Exotisches Palisanderholz bringt die Traditionen ferner Kulturen ins Spiel. Sein Spektrum zwischen natürlichem Hell und Dunkel ist besonders reizvoll für die Sinne. Es erinnert an japanisches Interieur und Lackarbeiten. Palisander ist exotisch, aber dank seines streifigen, ruhigen Charakters lässt er sich wie Nussbaum einsetzen – übrigens auch optimal für kleinere Möbel geeignet!

Die neue Japandi-Farbpalette

Japandi-Farben – das waren anfangs zum Beispiel Grau, Rot, weiche Erdfarben, Weiß, Blau, Beige und Creme oder Pastelltöne. Solange sie glaubhaft natürlich blieben, durfte die Farbpalette sogar zu kräftigem Grün, Braun oder Aubergine neigen.

Heute mischt Japandi lieber warme, erdige Töne. Creme- und Brauntöne treten 2021 in den Vordergrund. Bei den dunkleren Holztönen denken wir heute zum Beispiel gern an Palisanderdekore mit beruhigender Ausstrahlung.

Schwarz gibt Contra

Schwarze, aus dem klassisch Japanischen entlehnte Interieurdetails sind aus dem Japandi-Style nicht wegzudenken. Sie fungieren als elegante Marker, schenken Räumen optische Tiefe, ziehen Blicke an, leiten Aufmerksamkeit und vertäuen die Ruhe.

Valongo

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Valongo, Schieferstein! Mit diesem Dekor erscheinen Materialerzählung, Natürlichkeit und eine besondere Haptik der Dekorstruktur im Raum. Seine „unregelmäßige Regelmäßigkeit“ entspricht dem Wabi-Sabi-Prinzip und passt gleichermaßen in japanische sowie in skandinavische Stile.

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Japandi fürs Mindset

Eine Grundregel im Japandi sind schlichte Formen. Eine zweite besagt, dass weniger mehr sei. Kapriziöses, Verrüschtes, Ausladendes ist unangebracht – Handgefertigtes, Persönliches, Unverwechselbares dagegen sehr willkommen. Jedes Dekostück wird hier mit Bedacht gewählt.

Dank ihrer Schmucklosigkeit können alle Elemente problemlos miteinander kombiniert werden. Spätestens damit fügt sich Japandi ins Mindset von Menschen, denen auch Prinzipien wie Zero Waste, Capsule Wardrobe, Reduktion und Kombinierbarkeit am Herzen liegen. Wenig Besitz – damit verbinden immer mehr Menschen weniger Belastung für sich selbst, aber auch einen nachhaltigen, umweltbewussten Lebensstil.

Hygge oder Japandi? Im Wohlgefühl vereint

In Zeiten der Unsicherheit, in denen wir auf uns selbst zurückgeworfen sind, wird Geborgenheit lebenswichtig. Ob Hygge oder Japandi – ein bewusst gestaltetes, sicheres, gemütliches, strukturiertes Zuhause dient uns in rauen Zeiten als Ruhepol.

Mit beiden Designansätzen möchten Menschen die wohltuenden psychologischen Aspekte des Wohnens aktivieren. Dafür sind sie bereit, in sich hineinzuhören. Sie finden heraus, was ihnen in ihrem persönlichen Bereich wirklich guttut. Von ihrer Einrichtung und von den sie umgebenden Materialien und Farben erwarten sie sich einen positiven Einfluss auf ihren Gemütszustand. Denn allein die Vorstellung, dass Dinge positiv auf uns wirken, uns beruhigen und einen guten Einfluss auf uns haben können, gibt uns ein Stück Kontrolle zurück.