Arbeiten in der Zukunft
New Work & Co.: Wie die neue Arbeitswelt aussieht und worauf es bei virtuellen Arbeitsplätzen ankommt
Unsere externe Texterin Margarete Mouqqadim ist in ihrem Arbeitsalltag voll in der „New Work“-Realität angekommen, die wir in unserem Trendbuch „Urban Styles“ thematisieren.
Sie arbeitet überall dort, wo es digitale, technische und mobile Infrastruktur zulassen.
Wir wollten von ihr wissen, wie ihre Berufsnormalität aussieht.
Welt im Wandel
New Work. DigitalnomadInnen. Arbeiten von zuhause, im Café oder von unterwegs und die Einswerdung von First, Second und Third Place: Mit der Digitalisierung ergeben sich kreative neue Jobmöglichkeiten sowie eine völlig neue Nachfrage nach spezialisierter, digitalrelevanter Nischenkompetenz. Die Utopie, als FreelancerIn von jedem Ort der Welt aus arbeiten zu können – und im Umkehrschluss an jedem Ort der Welt irgendwie auch ein bisschen zuhause zu sein –, wird langsam aber sicher Wirklichkeit.
Eins muss beim homo digitalis auf jeden Fall immer stimmen: Seine Geräte müssen seine Dienstleistung optimal unterstützen.
Und die Infrastruktur zum Andocken an die digitale Welt muss erstens überall vorhanden sein und zweitens mit dem eigenen technischen Setup kompatibel sein.
Die digitale Ein-Mann-/-Frau-Powerzelle
Immer mehr Menschen träumen von einem selbstbestimmten, quasi hierarchiefreien, agilen Berufsleben als Ein-Mann- bzw. Ein-Frau-Powerzelle. Mein eigener Traum begann um das Jahr 2012. Damals hatte ich mich frisch als freiberufliche Texterin in den Ring geworfen und verbrachte klischeemäßig viel Zeit in Berlin. Dort ging ich auf Kundensuche, während ich gleichzeitig schon im mobilen, digitalen, papierlosen Büro für die ersten eigenen KundInnen in der DACH-Region schrieb.
Margarete Mouqqadim ist freiberufliche Texterin und liefert im Auftrag ihrer KundInnen schöne Buchstaben, Worte und Sätze zwischen Stockholm und Reggio Calabria aus. Als digitale Nomadin besteht ihr Büro im Großen und Ganzen aus Notebook, Smartphone und einem Täschchen voll Kabel und Adapter.
Seit 2019 schreibt sie auch für Schattdecor und für unser Magazin INSIGHTS by Schattdecor.
Arbeiten und Wohnen sind in meinem Leben inzwischen miteinander verschmolzen
Ich habe mich so organisiert, dass ich theoretisch überall auf der Welt arbeiten kann, wo ich ans Internet, an Stromversorgung und an Mobilität andocken kann. Wohin ich auch gehe, ich nehme meine Arbeit virtuell einfach mit.
Maximilian Hammerschmidt | Designer bei Schattdecor:
„Die Arbeitswelt von z. B. Kreativen und digitalen Nomaden beginnt im eigenen Zuhause und setzt sich übergangslos in den öffentlichen Raum fort. ‚New Work‘-Trends wie Homeoffice, Coliving oder Coworking beantworten wir bei Schattdecor mit nachhaltig tragenden, flexiblen Konzepten, Lösungen und Oberflächendesigns."
Der Weg zum Kunden ...
Die meisten bemerken von meinen leisen Tapetenwechseln nichts. Im Makrokosmos der Globalisierung heißt das, dass ich sowohl in Mailand, in Berlin, in Limbadi, im Zug, in Köln, in New York, in Thansau, am Flughafen oder am Bahnhof arbeiten kann.
Im Mikrokosmos meines Zuhauses kann ich mir aussuchen, ob ich in meinem Arbeitszimmer, in der kultigen, kleinen Stadtbibliothek meiner Heimatstadt Rosenheim, im Wohnzimmer, in einem fancy Café oder im Coworking-Space arbeite. #FunFact Am kreativsten bin ich immer in der Küche.
Coworking
In Zeiten, in denen urbaner Raum knapp und teuer ist, bieten Coworking-Spaces die Möglichkeit, kreativen, komplexen Arbeitsraum temporär zu nutzen.
Hier sind vor allem helle Hölzer wie unser Interzum-Highlight-Dekor „Frost Pine“ gefragt. Durch das Wechselspiel aus hellen und dunklen Strukturen wirken diese Oberflächen beinahe grafisch.
Besonders wichtig ist die flexible Interimsunterstützung meiner Kunden vor Ort: Immer wieder arbeite ich für Projekte inhouse bei Unternehmen bzw. Agenturen mit. Konkret habe ich in den letzten Jahren schon längere Zeit in Köln, Berlin, Mailand, Alessandria und in Kalabrien gearbeitet.
Auch bei den Kunden in meiner Heimatregion wie Schattdecor in Thansau stöpsle ich mich regelmäßig ein und arbeite vor Ort mit ihnen zusammen. Mit dieser hohen Flexibilität möchte ich Vertrauen schaffen und mich voll auf die Belange und Projekte meiner Kunden konzentrieren. Wenn sie glücklich sind, bin ich selbst glücklich.
Transit-Design: Zaha Hadids Ultraschnellbahnhof „Napoli Afragola“
Das letzte Meisterwerk von Zaha Hadid steht mit Blick auf den Vesuv vor den Toren Neapels. Der futuristische Ultraschnellbahnhof „Stazione Napoli Afragola“ ist nicht nur ein architektonisches Statement, sondern auch ein entscheidender Verkehrsknotenpunkt, der schnellste Zugreisen zwischen Süd- und Norditalien möglich macht. (Bilder: Margarete Mouqqadim)
Alles dreht sich um mein Notebook
Mein Notebook ist in diesen letzten Nomadenjahren zur leanen Schalt- und Effizienzzentrale meines Lebens geworden: Hier arbeite ich an meinen Contents, Texten und Konzepten, hier organisiere ich Kontakte, Termine, Arbeits- und Freizeitslots. Hier arbeite ich mich Woche für Woche weiter Richtung Jahressteuererklärung vor.
Mein digitaler Kalender hat mein Leben revolutioniert. Mit seiner Hilfe strukturiere ich alles, was in meinem Berufs- und Privatleben wichtig ist. Wenn die Schultern vom vielen Sitzen ziepen, klicke ich mich ins Yogaprogramm meines Online-Fitnessstudios.
Für mich ist es ein sagenhaftes Gefühl, beruflich vieles selbst entscheiden zu können. In der Zusammenarbeit motiviert mich besonders die menschliche Augenhöhe. Ich liebe mutige Macher und Menschen, die ihre Marken, ihre Produkte oder Services mit Leidenschaft, mit Disziplin und Kreativität immer wieder neu erfinden. Allzu strenge Hierarchien haben sich für mich in gewisser Hinsicht aufgelöst. So arbeiten zu können stellt für mich beruflich und persönlich einen unschätzbar wertvollen Mehrwert dar.
Tools und Technik
Beim Schritt aus der Anstellung und in die Selbständigkeit war klar, dass mich Tools und Technik nicht ausbremsen dürfen, sondern beflügeln müssen. Eines meiner Glaubensbekenntnisse ist, dass sich jeder meiner Kunden so fühlen soll, als sei er mein einziger.
Daher muss mir mein Arbeits-Setup klassisch Zeit, Geld und Ärger sparen. Es darf meine bzw. die Deadlines meiner Kunden auf gar keinen Fall stören oder meine kreative Konzentration einschränken; es dient mir als Werkzeug, mit dessen Unterstützung ich die Belange meiner Kunden voranbringe.
Mein Setup
Hinsichtlich meiner Digitalgeräte verlasse ich mich ganz auf meine bewährte Standardausrüstung: Mein kraftvolles, federleichtes, kleinformatiges Notebook IST sozusagen mein papierloses Büro. Es besteht kurz gesagt aus einer sich selbst synchronisierenden virtuellen Arbeitsoberfläche, erfüllt alle meine Anforderungen, passt genau in meine Handtasche und kommuniziert perfekt mit meinem Smartphone.
Stets dabei sind ein Schnittstellen-Adapter, um vom USB-Stick bis zur selbstgebrannten CD jedes Medium zu unterstützen, sowie jede Menge Kabel, mit denen ich für hoffentlich jede Eventualität gerüstet bin. Für meine Kunden bin ich zu jedem Zeitpunkt per Mail, Telefon oder über diverse Messengerdienste erreichbar und kann auch unterwegs schnell reagieren.
Claudia Küchen über Third Places und neue Formen des Arbeitens
Andocken an Infrastrukturen
Wo ich die technische Infrastruktur finde, die mich mit Strom bzw. Internet versorgt und mich ans Digitale anschließt plane ich voraus. Den Ladestatus meiner Geräte behalte ich immer im Blick oder überbrücke mit Powerbanks. Wenn’s mal ganz schlimm kommt, bitte ich im Café augenklimpernd darum, die Steckdose nutzen zu dürfen.
Kunden in ganz Europa und darüber hinaus
Inzwischen konnte ich mein Buchstabenrevier analog zu meinem Kundenstamm von Stockholm bis nach Kalabrien und von Moskau bis Köln ausweiteten. Innerhalb meiner Branche bin ich bestens vernetzt. Auf meiner Webseite biete ich deutsch-, englisch- bzw. italienischsprachigen Kunden weltweit deutschsprachiges Copywriting und Text-Adaption. Momentan texte ich zum Beispiel für eine Kreativagentur in Parma, besser gesagt für deren Kunden, einen internationalen Foodkonzern. Dessen Marketingteam wiederum sitzt in München.
Letztes Jahr und vorletztes Jahr arbeitete ich in zwei Projekten für eine Kreativagentur aus Athen. Deren Kundin, die Stadt Athen, hatte YouTube-Videos zur Tourismuswerbung
für deutschsprachige Zielgruppen in Auftrag gegeben.
Oder!
Bei einem Projekt für eine Kreativagentur in Mailand hatte ich einen italienischen Werbetexter kennengelernt, der mich anschließend an eine Moskauer Kreativagentur weiterempfahl. Die Moskauer realisierten damals den deutschen Online-Shop eines Katzenfutterherstellers aus Genua und beauftragten bei mir die Texte für die DACH-Märkte.
Und in meiner Heimatstadt schwinge ich mich eine halbe Stunde aufs Fahrrad, um im Schattdecor-Headquarter in Thansau Texte und Contents für die neue Webseite zu erstellen.